Pfadfinder*innen am Niederrhein wollen viel bewegen – Bezirk wählt neuen Vorstand und betont seine Bedeutung als Demokratiewerkstatt
Die Bezirksversammlung der DPSG im Bezirk Niederrhein-Nord wählte am vergangenen Wochenende Britta Hofmann und Sarah Frings zu ihren neuen Vorsitzenden. Außerdem verabschiedeten die Delegierten einen Antrag, der einen verbandsweiten Diskurs für eine armutssensible Jugendarbeit anstoßen soll. Das ebenfalls zur Wahl stehende Amt der geistlichen Begleitung konnte nicht neu besetzt werden.
Am Samstag, den 16. September tagte das höchste beschlussfassende Gremium der Georgspfadfinder*innen am unteren Niederrhein im Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch. Neben verschiedenen Anträgen hatte die Versammlung des bundesweit größten DPSG-Bezirks auch über Personalfragen zu entscheiden. Turnusmäßig stand die Wahl neuer Vorsitzender in ihre Ehrenämter an. Die bisherige Amtsinhaberin Juliane Krysmalski aus Rheurdt trat nach ihrer dreijährigen Amtszeit nicht zur Wiederwahl an. Seit dem letzten Jahr waren auch das zweite Vorsitzendenamt und das Amt der*des Kurat*in, der geistlichen Begleitung des katholischen Pfadfinder*innenbezirks, vakant. Mit Britta Hofmann (31) aus Emmerich und Sarah Frings (24) aus Alpen konnten zwei Kandidatinnen gefunden werden, die dem Kinder- und Jugendverband bereits seit Kindheitstagen angehören. Die 50 Delegierten der 21 Stämme und vier Altersstufen wählten die zwei Kandidierenden nun mit einem deutlichen Votum zu neuen Bezirksvorsitzenden. Damit konnten zwei der insgesamt drei Vorstandsposten neu besetzt werden. Das Kurat*innenamt bleibt vorerst unbesetzt. Allerdings konnten bereits im Laufe des Jahres mehrere Referent*innen für die verschiedenen Altersstufen benannt werden, so dass eine Unterstützung und Einarbeitung durch die Bezirksleitung gewährleistet sein sollte.
Gemeinsam großes erreichen, ohne sich dabei zu überfordern
„Durch meine Tätigkeit als Hauptverantwortliche in der Planung unseres Jubiläumstages ikonnte ich einen intensiven Einblick in die Bezirksarbeit gewinnen. Jetzt den nächsten Schritt zu gehen und mich in den Vorstand wählen zu lassen, stellt für mich eine neue Herausforderung dar, auf die ich mich sehr freue, weil ich mich in diesem Bezirk einfach wohlfühle. Danke für das Vertrauen!“, freute sich Britta Hofmann nach ihrer Wahl. Gemeinsam mit Sarah Frings möchte sie nun neben dem wichtigen Anliegen, Ehrenamtliche für die Gruppenleitung zu gewinnen und zu binden, die Stämme weiter vernetzen. „Als Pfadfinderinnen und Pfadfinder können wir so viel bewegen, das hat mich schon immer fasziniert“, erklärte Sarah ihre Motivation sich als Vorsitzende zur Verfügung zu stellen. „Am Niederrhein gibt es so viele von uns, dass wir noch mehr auf ein gemeinsames ‚großes Ganzes‘ hinarbeiten sollten, ohne uns allerdings dabei selbst zu überfordern“. Sarah war bisher als Gruppenleiterin in ihrem Heimatstamm St. Ulrich Alpen tätig und hatte zudem im Arbeitskreis der Wölflingsstufe erste Bezirksluft geschnuppert. Britta hatte neben ihrer langjährigen Leitungstätigkeit drei Jahre lang eine Vorstandsposition im Stamm Janusz Korczak Emmerich inne. Zuletzt war sie als Referentin für das Bezirksjubiläum für die Organisation des großen Aktionstages „#DABEISEIN – 50 Jahre ein GewiNN“ anlässlich des 50-jährigen Bezirksbestehens mit 800 Teilnehmenden Mitte Juni in Sonsbeck zuständig.
Auch Amtsvorgängerin Jule Krysmalski (28) freute sich über das Wahlergebnis: „Ich bin froh, dass ich mein Vorstandsamt nun in gute Hände übergeben kann und die Aufgaben nun wieder auf mehrere Schultern verteilt werden können. Meine beiden Nachfolgerinnen sind voller Elan und Enthusiasmus, da fällt es mir leicht wieder in den Hintergrund zu treten, auch weil mir die Bezirksarbeit sehr am Herzen liegt“, fasste Jule den Wahlausgang zusammen. Sie hatte ein Jahr lang die Geschicke des Bezirks allein verantwortet und wurde dafür von der Versammlung mit großem Applaus honoriert.
Jamboree-Teilnahme allen ermöglichen
Darüber hinaus hatte die Versammlung weitere Personalfragen zu klären. Im Jugendwerk der Georgspfadfinder, dem Rechtsträger des Bezirks, waren vier Ämter neu zu besetzen. Gewählt wurden Nele Thielmann, Sebastian Wirtz, Gina Heimsoth und Lena Balzen. Außerdem konnte ein Wahlausschuss gebildet werden, der sich im Speziellen mit der Suche nach Interessierten für den Kurat*innenposten befassen wird.
Mit dem Anspruch ein Verband für Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten zu sein, beschieden die Delegierten einen Antrag, der sich mit armutssensibler Jugendarbeit befasst. Konkretes Anliegen hierbei ist eine gerechtere Finanzierungsstruktur auch für benachteiligte Familien, vor allem bei Großveranstaltungen wie dem Jamboree, dem Weltpfadfinder*innentreffen, das alle vier Jahre an wechselnden Orten stattfindet und Pfadfinder*innen die Möglichkeit bietet Gleichgesinnte aus allen Teilen der Erde sowie neue Kulturen und Gewohnheiten kennenzulernen. Der Antrag soll nun weiter auf die Diözesan- und Bundesebene getragen werden, um dort einen Diskurs anzuregen.
Bedeutung von Jugendarbeit herausstellen
Die Notwendigkeit, den Wert der eigenen Arbeit auch gegenüber Politik und Kirche ins Gespräch zu bringen, wurde im Verlauf der Versammlung immer wieder betont. Vor allem vor dem Hintergrund gefährdeter Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten waren sich die Anwesenden einig, die Bedeutung der Jugendverbandsarbeit als Werkstatt einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft herauszustellen und dies Verantwortungs- und Entscheidungsträger*innen gegenüber zu unterstreichen. Anlass hierfür sind neben dem laufenden Strukturprozess im Bistum Münster auch die angekündigten Kürzungen für die Jugendarbeit im Bundeshaushalt - beides wird sich unmittelbar auf die Möglichkeiten auswirken, weiterhin gute Angebote für junge Menschen vor Ort zu gestalten und ehrenamtliches Engagement zu fördern. „Ladet eure Bürgermeister, eure Kirchenvorstände, eure Landtags- und Bundestagsabgeordneten zu euren Aktionen ein und zeigt ihnen wie wertvoll eure Arbeit für Kinder und Jugendliche aber auch für die Gesellschaft ist“, ermutigte Jule die Vertretungen der Stämme. Eine gute Gelegenheit dazu bietet auch die 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), bei der sich vom 18. bis 21. April 2024 wieder zahlreiche Gruppen in ganz Deutschland in verschiedenen Projekten für ein soziales Miteinander engagieren.
Zum Ende der Versammlung mussten auch Menschen aus der Bezirksarbeit verabschiedet werden. Steffi Flöhr legte mit Ablauf der Veranstaltung ihren Posten als Ausbildungsreferentin nieder. Sie möchte dem Arbeitskreis erhalten bleiben, der sich aktuell neu konstituiert. Außerdem kündigte Sarah Fraszczak an nur noch bis zum Jahresende als Geschäftsführerin von Rechtsträger und Bezirk zur Verfügung zu stehen. Hierfür soll nun eine Nachfolge gefunden werden. Auch Jules Engagement für den Bezirk wurde nochmal von PReklaM-Referent Martin Deckers besonders hervorgehoben, der die meiste Zeit mit ihr in der Bezirksleitung verbracht hatte. Sie wird gemeinsam mit Nadja Hasselmann (Wölflinge), Thomas Görtz (Jungpfadfinder) sowie Klaus Degen (Rover), Benne Gesing und Henning Bayer (beide Vorstand) beim Werkstatttreffen am letzten Oktoberwochenende gebührend verabschiedet werden.
Die nächste zentrale Veranstaltung der Pfadfinder*innen am Niederrhein ist die Aussendung des Friedenslichtes aus Betlehem, die am 19. Dezember als ökumenischer Gottesdienst im Xantener Dom stattfindet und gemeinsam mit der PSG Xanten, dem Bezirk Niederrhein-Süd und dem Regionalbüro des Bistums Münster gestaltet wird.